Die Tradition des Ringreitens Wenn im Norden Deutschlands vornehmlich in den Sommermonaten zahlreiche Galgen errichtet werden, so schlägt dort nicht etwa Verbrechern das letzte Stündlein. Das einzige, was am so genannten Galgen baumeln wird, ist ein winziger Messingring. Diesen aus dem Galopp mit einer Lanze aufzuspießen, ist die Aufgabe der Ringreiter. Zahlreiche Vereine frönen auf dem Festland und den Inseln dieser sportlichen Tradition. Die sommerlichen Ringreiterturniere sind denn auch wahre Publikumsmagneten, lernen die Urlauber doch hier ein Stück echte Tradition kennen.
Ein erfolgreicher Ringreiter zu sein, das erfordert schon einige Übung: Der winzige Messingring misst im Durchmesser gerade mal ein bis zwei Zentimeter, und so entscheidet meist die Tagesform, wer sich mit dem Titel des Ringreiterkönigs schmücken darf. Um die Trefferquote zu erhöhen, ist auch schon mal ein "Satteltrunk" gestattet – doch bitte in Maßen - sonst fällt nicht der Ring, sondern der Reiter. Ende des 19. Jahrhundert notierte der Schriftführer eines Ringreitervereins launig: "Der Wein fließt schon vorher in Strömen, doch die echten Ringreiter nehmen sich in Acht und vermeiden einen vorzeitigen Rausch, indem sie die Becher in einem unbemerkten Augenblicke elegant nach hinten entleeren."
Das Ringreiten inspirierte sogar den bekannten deutschen Dichter Friedrich Hebbel zu diesen Versen:
Wohl ist des Ringreitens buntes Gewühl
ein getreues Abbild vom Lebensspiel.
Welche die Pferde gut zu reiten verstehen
und gehörig vorwärts zum Ringe späh'n,
denen wird's beim Ringreiten gut ergeh'n.
Und noch heute hat die Philosophie des Ringreitens an Aktualität nichts eingebüßt: "Zu unserer Tradition gehört vor allem die Kameradschaft untereinander und die Verbundenheit mit dem besten Freund des Reiters. Auch im technischen Zeitalter räumen wir dem Pferd seinen angestammten Platz als treuer Begleiter ein", lautet der Grundsatz der Ringreiterinnen und Ringreiter.